Karies ist weltweit eine der häufigsten Erkrankungen – und gleichzeitig eine der am besten vermeidbaren. Sie entsteht durch das Zusammenspiel von Bakterien, Zucker und Zeit und führt unbehandelt zu Zahnschäden, Schmerzen, Infektionen und Zahnverlust. Moderne Zahnmedizin kann Karies jedoch früh erkennen, schonend behandeln und langfristig verhindern.
Was ist Karies und wie entsteht sie?
Karies ist eine bakterielle Erkrankung der Zahnhartsubstanz. Bestimmte Bakterien wandeln Zucker aus der Nahrung in Säuren um, die den Zahnschmelz schrittweise entmineralisieren. Bleibt der Prozess ungestört, entsteht ein Defekt, der den Zahn zerstören kann.
Karies entsteht durch vier Faktoren:
Bakterien (v. a. Streptococcus mutans, Lactobacillen)
Zucker / fermentierbare Kohlenhydrate
Zeit (häufige Zuckerexposition)
empfängliches Zahnmaterial
Wenn diese Faktoren zusammenwirken, beginnt der Mineralverlust – zunächst unsichtbar, später als brauner oder weißer Fleck, schließlich als Loch im Zahn.
Risikofaktoren für Karies
häufiger Konsum süßer oder klebriger Lebensmittel
zuckerhaltige Getränke, v. a. Softdrinks, Energy Drinks, Säfte
„Snacking“ oder ständiges Nippen („Sipping“)
unzureichende Mundhygiene
zu wenig Fluorid
Mundtrockenheit (Medikamente, Stress, Atmung, Erkrankungen)
kariöse Läsionen in der Familien- oder Vorgeschichte
Kinder und Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko – aber Karies kann in jedem Alter auftreten.
Wie schädigt Karies den Zahn?
Karies beginnt mikroskopisch im Schmelz. Wird sie nicht gestoppt:
breitet sie sich in den Schmelz hinein aus
erreicht sie das Dentin – dann schreitet sie schneller fort
kann sie das Zahnmark (Pulpa) infizieren
führt sie zu Schmerzen, Entzündungen, Abszessen
endet sie oft in Zahnverlust, wenn keine Behandlung erfolgt

Interessant ist: Karies tut im frühen Stadium nicht weh – deshalb bleiben viele Schäden lange unbemerkt.
Moderne Diagnostik
In unserer Praxis nutzen wir:
klinische Untersuchung
Bissflügelröntgen zur Detektion approximaler Karies
Intraoralscanner zur Verlaufskontrolle
Kariesdetektoren / Spektralfotometrie
Dokumentation von Risikoprofil und Progression
Früherkennung ermöglicht die minimalinvasive Therapie, oft sogar ohne Bohren.
Behandlungsmöglichkeiten
1. Frühphase: entmineralisierte Schmelzläsion
Noch kein Loch → keine Füllung, sondern:
Fluoridierung zur Remineralisation
Versiegelung
Verbesserung der Mundhygiene
Ernährungsanalyse
Reduktion von Zuckerfrequenzen
2. Mittelphase: kleine Kariesdefekte
Minimalinvasive Füllungstherapie:
Entfernung der kariösen Strukturen
Aufbau mit hochwertigem Komposit
Erhalt maximaler gesunder Zahnsubstanz
3. Fortgeschrittene Karies / Frakturen
Keramikinlays, Teilkronen, Kronen
Bei Pulpanähe: medikamentöse Abdeckung
4. Karies bis zum Nerv (Pulpa)
Wurzelkanalbehandlung
anschließende Rekonstruktion (z. B. Teilkrone, Krone)
Wissenschaftlich belegte Fakten zur Karies
Karies ist eine der am besten erforschten Erkrankungen der Zahnmedizin. Die grundlegenden Mechanismen sind eindeutig beschrieben:
Studien zeigen, dass Zuckerfrequenz eine entscheidendere Rolle spielt als die Zuckermenge. Häufige kleine Zuckergaben fördern kontinuierliche Säurebildung und verhinderte Remineralisation.¹
Fluorid gilt als klinisch bewiesener Schutzfaktor. Regelmäßige Fluoridanwendung reduziert die Kariesaktivität signifikant und fördert Remineralisation.²
Bissflügelröntgen ist laut Pitts et al. die zuverlässigste Methode zur Erkennung approximaler Läsionen, die klinisch oft nicht sichtbar sind.³
Karies ist reversibel – solange der Defekt den Schmelz nicht durchbricht. Früh entdeckte Läsionen können remineralisiert werden, was heute als Goldstandard gilt.⁴
Bei fortgeschrittener Karies ist Komposit die bevorzugte minimalinvasive Therapieform, während Keramikrestaurationen bei größeren Defekten bessere mechanische Eigenschaften bieten.⁵
Häufige Fragen (FAQ) zu Karies
Kann Karies ohne Schmerzen auftreten?
Ja. Karies ist im frühen Stadium völlig schmerzlos und wird daher oft erst spät bemerkt.
Kann man Karies ohne Bohren behandeln?
In frühen Stadien ja – durch Fluoridierung, Versiegelung und gezielte Remineralisation.
Sind zuckerfreie Getränke besser?
Nicht unbedingt. Viele enthalten Säuren, die Zahnerosion fördern können.
Ist Karies ansteckend?
Indirekt ja: Eltern können kariogene Bakterien auf Kinder übertragen.
Wie oft sollte man zur Kontrolle kommen?
Mindestens zweimal pro Jahr, bei erhöhtem Risiko alle 3–4 Monate.
Ist Fluorid sicher?
Ja. Die Wirksamkeit und Sicherheit von Fluorid sind sehr gut belegt. Trotzdem sollte Fluorid natürlich nicht geschluckt oder in unkontrollierten Mengen aufgenommen werden, frei nach dem Moto: "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist." stammt vom Schweizer Arzt Paracelsus.
Quellen
Moynihan P, Kelly S. Effect on caries of restricting sugars intake: systematic review. J Dent Res. 2014. PMID: 24323509.
Ten Cate JM. Contemporary perspective on the use of fluoride products in caries prevention. Caries Res. 2013. PMID: 24216583.
Pitts NB, Ekstrand KR. International Caries Detection and Assessment System (ICDAS). Community Dent Oral Epidemiol. 2013. PMID: 23206263.
Featherstone JD. The continuum of dental caries—evidence for a dynamic disease process. J Dent Res. 2004. PMID: 15286120.
Opdam NJ et al. Longevity of direct composite restorations. J Dent Res. 2014. PMID: 24782441.









