Zahnerosion ist eine zunehmend häufige Ursache für den Verlust von Zahnhartsubstanz und betrifft heute viele Patienten – oft ohne ihr Wissen.
Im Gegensatz zu Abrasion oder Attrition entsteht Erosion nicht durch mechanische Einflüsse, sondern durch Säuren, die den Zahnschmelz chemisch auflösen. Da diese Form des Zahnverschleißes schmerzfrei beginnen kann, bleibt sie häufig lange unerkannt, bis bereits deutliche Veränderungen sichtbar sind.
Zahnerosion beschreibt den Verlust von Zahnschmelz und Dentin durch nichtbakterielle Säureeinwirkung. Dabei wird die äußere Schutzschicht des Zahnes erweicht und kann anschließend – auch durch normale Kaubelastung – schneller abgetragen werden. Erosion tritt sowohl durch äußere Säuren (extrinsisch) als auch durch körpereigene Säuren (intrinsisch) auf.
Extrinsische Ursachen sind in der modernen Ernährung besonders verbreitet:
regelmäßiger Konsum von Softdrinks, Energydrinks, Fruchtsäften, isotonischen Getränken, Zitrusfrüchten, Wein oder Essigprodukten. Auch Sportler sind häufig betroffen, insbesondere bei häufigen kleinen Getränkezufuhrmengen („Sipping“) oder Mundtrockenheit.
Intrinsische Ursachen entstehen durch Magensäure, die in die Mundhöhle gelangt – zum Beispiel bei Reflux (GERD), häufigem Erbrechen, Bulimie oder Erkrankungen mit gestörter Magenentleerung. Diese Form der Erosion ist oft besonders ausgeprägt an den Innenseiten der Oberkieferfrontzähne und den Kauflächen der Backenzähne.
Erosionsbedingte Zahnschäden zeigen sich durch matt wirkende, glatte oder eingedellte Flächen, Verlust der natürlichen Zahnkonturen und zunehmende Sensibilität. Die Zähne erscheinen dünner, transparenter, „glasiger“ – ein typisches Zeichen für mineralverlustbedingte Schmelzveränderungen. Im fortgeschrittenen Stadium kann auch die Bisshöhe sinken, insbesondere wenn Erosion mit mechanischem Verschleiß kombiniert ist.


Ein Verlust der Bisshöhe führt dazu, dass das untere Gesichtsdrittel verkürzt wirkt, wodurch sich Weichteile wie Wangen und Lippen weniger abstützen können. Dadurch entstehen oder verstärken sich Nasolabialfalten, Marionettenlinien, Plisseefältchen sowie eine ausgeprägtere Kinnquerfalte, was das Gesicht insgesamt müder und älter erscheinen lässt.

Bisshöhenverlust
Ohne Bisshöhenverlust:

mit Bisshöhenverlust:

Zahnloser Patient:

Diagnose
Für die Diagnose nutzen wir in unserer Praxis in Basel eine strukturierte Untersuchung bestehend aus klinischer Analyse, Fotodokumentation, digitalen Intraoralscans und – falls Hinweise bestehen – einer medizinischen Abklärung der zugrunde liegenden Ursachen wie Reflux oder Ernährungsgewohnheiten. Die Erosionsdiagnostik erfolgt dabei primär durch die direkte Betrachtung der Zahnoberflächen und deren morphologische Veränderungen.
Die Behandlung erosionsbedingter Zahnschäden verfolgt zwei zentrale Ziele:
Schutz vor weiterer Säureeinwirkung und Wiederherstellung verlorener Zahnhartsubstanz.
Zu den wichtigsten präventiven Maßnahmen gehören:
Identifikation und Reduktion erosiver Getränke
richtige Trinkgewohnheiten (z. B. kein „Sippen“, Vermeidung langer Kontaktzeiten)
Neutralisation durch Wasser oder Milch nach Säureexposition
konsequente Fluoridierung und Remineralisation
Anpassung der Ernährung und des Speiseverhaltens
medizinische Abklärung bei Reflux oder wiederholtem Erbrechen
Wichtig für Patienten: Zähne dürfen nach Säurekontakt nicht sofort geputzt werden, da der Schmelz vorübergehend erweicht ist. Eine Wartezeit von ca. 30 Minuten schützt vor zusätzlichem Abrieb.
Rekonstruktiv stehen je nach Ausmaß mehrere Optionen zur Verfügung:
Additive Kompositaufbauten bei beginnendem Substanzverlust
Keramische Veneers, Teilkronen oder Kronen bei fortgeschrittenem Schaden
Bisshöhenrekonstruktion, wenn der vertikale Verlust bereits funktionelle Folgen hat
Da erosive Schäden häufig flächig auftreten, ist ein präzise geplantes, minimalinvasives Gesamtkonzept entscheidend. Moderne digitale Planungstools ermöglichen eine naturgetreue Rekonstruktion der ursprünglichen Zahnform und -funktion – oftmals mit beeindruckendem ästhetischem Ergebnis.
Häufige Fragen zu Zahnerosion
Wodurch entsteht Zahnerosion genau?
Durch Säuren aus der Ernährung oder durch Magensäure, die den Zahnschmelz chemisch erweichen und langfristig abbauen.
Kann Erosion ohne Schmerzen verlaufen?
Ja. Viele Patienten spüren erst spät Empfindlichkeit oder Funktionsveränderungen.
Welche Getränke sind besonders erosiv?
Softdrinks, Energydrinks, Fruchtsäfte, Smoothies, isotonische Sportgetränke, Essiggetränke – aber auch Wein.
Was bedeutet „Sipping“ und warum ist es schädlich?
Längeres oder häufiges Nippen an sauren Getränken verlängert die Säureeinwirkung deutlich und verstärkt den Schmelzabbau.
Hilft Kaugummikauen gegen Erosion?
Zuckerfreier Kaugummi kann durch Speichelfluss die Säuren neutralisieren – eine sinnvolle Zusatzmaßnahme.
Kann man erodierten Zahnschmelz wieder aufbauen?
Erweichter Schmelz kann remineralisieren, verlorene Substanz jedoch nicht – diese muss restaurativ ergänzt werden.
Was tun bei Erosion durch Reflux?
Eine medizinische Abklärung ist unerlässlich. Ohne Behandlung der Ursache schreitet der Zahnschaden weiter fort.
Wenn Sie Veränderungen wie dünner wirkende Zähne, erhöhte Empfindlichkeit oder matte Oberflächen bemerken, unterstützen wir Sie gerne mit einer präzisen Diagnostik und einem individuell abgestimmten Behandlungskonzept. Eine frühzeitige Analyse hilft, weitere Schäden zu vermeiden und die Zähne langfristig zu schützen.
Quellen
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