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PERIIMPLANTITIS

Wenn das Gewebe rund um das Implantat entzündet ist

Periimplantitis ist eine entzündliche Erkrankung des Gewebes um ein Zahnimplantat, die mit fortschreitendem Knochenabbau einhergeht. Sie ähnelt der Parodontitis an natürlichen Zähnen, verläuft jedoch häufig schneller und aggressiver, da Implantate – anders als Zähne – keine kollagene Fasereinlagerung in der Oberfläche besitzen, die vor eindringenden Bakterien schützt.

Unbehandelt führt Periimplantitis zu Entzündung, Knochenverlust, funktionellen Problemen und kann letztlich den Verlust des Implantates bedeuten. Die gute Nachricht: Mit moderner Diagnostik und gezielten Therapien lässt sich die Erkrankung heute in vielen Fällen stoppen oder stabilisieren.


Was ist Periimplantitis – und wie entsteht sie?

Man unterscheidet zwei Stufen periimplantärer Erkrankungen:

  1. Mukositis: Entzündung des Weichgewebes ohne Knochenverlust

  2. Periimplantitis: Entzündung mit fortschreitendem Knochenabbau


Die Erkrankung entsteht durch:

  • bakterielle Plaqueansammlung

  • unzureichende Reinigung

  • okklusale Überbelastung

  • Restaurationen, die schwer zu reinigen sind

  • Rauchen

  • Parodontitis in der Vorgeschichte

  • systemische Erkrankungen (z. B. Diabetes)

Besonders hohes Risiko besteht bei Patienten, die vorher bereits Parodontitis hatten – sie zeigen signifikant häufiger periimplantäre Entzündungen.


Symptome einer Periimplantitis

Viele Patienten bemerken frühe Stadien nicht. Warnsignale sind:

  • Zahnfleischbluten am Implantat

  • Rötung, Schwellung

  • Druckempfindlichkeit

  • tiefe Sondierungstaschen

  • Austritt von Sekret

  • sichtbare Rezession

  • röntgenologisch erkennbarer Knochenabbau

  • „weicher“ Klang oder Bewegung des Implantats im Extremfall

Je früher die Diagnose erfolgt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, das Implantat zu erhalten.


Wie wird Periimplantitis diagnostiziert?

In unserer Praxis verwenden wir:

  • Sondierung (Taschentiefe, Blutung)

  • Röntgendiagnostik zur Beurteilung des Knochenabbaus

  • Analyse der Prothetik (Überkonturen, Reinigbarkeit)

  • Funktionelle Prüfung (Überlastung?)

  • Risikoprofil (Rauchen, Parodontitis, Diabetes)

Regelmäßige Implantatkontrollen sind entscheidend – Periimplantitis verläuft oft „still“.


Moderne Behandlung der Periimplantitis
1. Antiinfektiöse Therapie

Ziel: Biofilm eliminieren

  • mechanische Implantatreinigung

  • antiseptische Begleittherapie

  • Laser-/Ultraschallunterstützung (je nach Situation)

  • Optimierung der Prothesenreinigung


2. Chirurgische Therapie

Indiziert bei fortgeschrittenen Läsionen:

  • offene Reinigung (Access Surgery)

  • Implantatoberflächen-Dekontamination

  • Resektive Verfahren (Taschenreduzierung)

  • Regenerative Verfahren (Knochenaufbau, Membranen) bei geeigneten Defekten


3. Re-Design der Suprakonstruktion

Bei Überkonturierung oder schlechter Reinigbarkeit wird die prothetische Versorgung angepasst.


4. Korrektur funktioneller Überbelastung

Dies umfasst:

  • Okklusionsanpassung

  • Schienenbehandlung bei Bruxismus

  • Analyse der statischen/dynamischen Kontakte


5. Langzeitstabilisierung

Dies ist der wichtigste Faktor für Implantatüberleben:

  • Recall-Intervalle 3–6 Monate

  • professionelle Implantatreinigung

  • konsequente häusliche Hygiene


Wissenschaftlich belegte Fakten zur Periimplantitis

Mehrere große Übersichtsarbeiten zeigen, dass Parodontitis in der Vorgeschichte das Hauptrisiko für Periimplantitis darstellt. Patienten mit früherer Parodontitis entwickeln etwa dreimal häufiger periimplantäre Entzündungen

Die weltweite Prävalenz von Periimplantitis liegt je nach Definition zwischen 10 und 47 % der Implantate – ein deutlich unterschätztes Problem.²

Die wichtigste Maßnahme zur Implantatgesundheit ist professionelle Nachsorge. Studien belegen, dass Patienten mit regelmäßiger unterstützender Therapie eine signifikant geringere Periimplantitisrate haben.³

Regenerative Therapien sind besonders erfolgversprechend bei 3-wandigen Defekten und vertikalen Knochendefekten.¹

Biofilm ist der zentrale ätiologische Faktor. Eine Arbeit von Berglundh et al. zeigt klar, dass bakterielle Plaque der Auslöser von periimplantärer Mukositis und prädisponierender Faktor für Periimplantitis ist.⁴


Häufige Fragen (FAQ) zur Periimplantitis

Ist Periimplantitis heilbar?

Sie ist kontrollierbar – je früher die Diagnose, desto größer die Chance, das Implantat zu erhalten.


Wie erkenne ich Periimplantitis?

Bluten, Schwellung, Mundgeruch, entzündetes Zahnfleisch und röntgenologisch sichtbarer Knochenabbau sind typische Zeichen.


Muss ein Implantat immer operiert werden?

Nein. Frühe Stadien (Mukositis) können nicht-chirurgisch stabilisiert werden.


Kann man ein Implantat mit Periimplantitis retten?

Ja, häufig. Vor allem bei frühen und gut zugänglichen Defekten.


Ist Periimplantitis ansteckend?

Die Bakterien können übertragen werden – das Risiko steigt bei schlechter Mundhygiene eines Partners.


Was kann ich selbst tun?

Am wichtigsten: perfekte häusliche Hygiene, regelmäßige Kontrollen und professionelle Implantatreinigung.


Quellen

  1. Zitzmann NU, Berglundh T. Definition and prevalence of peri-implant diseases. J Clin Periodontol. 2008. PMID: 18724857.

  2. Derks J, Tomasi C. Peri-implant health and disease. J Clin Periodontol. 2012. PMID: 22533948.

  3. Roccuzzo M, et al. Maintenance therapy for patients with peri-implant disease. Clin Oral Implants Res. 2010. PMID: 20584081.

  4. Berglundh T, et al. Peri-implant diseases: consensus report from the 2017 World Workshop. J Clin Periodontol. 2018. PMID: 29926491.



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